Spezialisierung ist der Schlüssel zum Erfolg!
Dieser Satz, einer meiner Professoren, klingt mir jetzt schon seit Jahren im Ohr. Er bezog sich auf die Vorteile die ein enges und spezialisiertes Produktangebot für Industrieunternehmen und Handelsunternehmen mit sich bringt. Die Vorteile sind für diesen Unternehmenssektor recht klar ersichtlich: Ein reduziertes Produktangebot senkt die Produktionskosten, es ermöglicht die Entwicklung von detaillierten Anforderungslösungen, es senkt die Organisationskosten, es senkt die Entwicklungskosten und es steigert somit die Rentabilität. Es verkleinert die Zahl der Konkurrenten, Kunden finden das Unternehmen auf der Suche nach der Lösung für diese bestimmte Aufgabenstellung und dem Kunden kann bei der Lösung ein hoher Zufriedenheitsgrad (besseres Preis-/Leistungsverhältnis und höhere Bearbeitungsgeschwindigkeit) geboten werden. Aus diesen Gründen gilt das Unternehmen aus Kundensicht, als Spezialist und wahrer Profi. Das reduzierte Angebot wird dann akzeptiert, wenn für andere Lösungen andere Spezialisten zur Verfügung stehen.
Die Kehrseite der Medaille ist das hohe Risiko: Findet ein Konkurrent eine bessere Lösung, eine günstigere Möglichkeit die Lösung anzubieten oder wird die Kundenanforderung anders eliminiert, steht das Unternehmen schlagartig ohne Unternehmenszweck da. Somit versuchen die Unternehmen im Nachhinein das Risiko zu streuen indem sie ihr Angebot Stück für Stück erweitern und haben damit oft viel Erfolg. Es sieht also so aus, als ob sich das „Profi-“Image in einem Bereich auf Andere übertragen lässt.
Viele Betreiber glauben jetzt: „Dies kann nicht auf den Sektor der Gastronomie und Hotellerie übertragen werden. Gäste wollen immer eine möglichst große Auswahl! Dies steigert die Gästezufriedenheit und senkt die Reklamationen. Außerdem spricht eine große Auswahl mehr potentielle Kunden an.“
Doch ist das wirklich so?
Ersetzen Sie bei den Argumenten für eine Spezialisierung im ersten Absatz Kunde durch Gast und Produkt durch Dienstleistung. Sie werden merken warum Spezialisierungen auch in der Gastronomie gang und gebe sind. Es kristallisiert sich am Markt heraus, dass diese Systeme mit Erfolg gesegnet sind. Außerdem ist das Risiko nicht so hoch wie in der Industrie. Da die Konkurrenz nicht alle Gäste bedienen kann. Zudem werden Hunger und Müdigkeit nicht eliminiert werden können. Und sollte sich doch zeigen, dass die ausgewählte Spezialisierungsart keinen Anklang am Markt findet, sind Änderungen am Produktangebot meist etwas leichter eingeführt als in der Industrie. In der Gastronomie sind Produktionsgerätschaften meist noch nicht so spezialisiert wie in der Industrie, wo jeder Arbeitsschritt bis auf Millimeter- und Sekundenbruchteile abgestimmt werden müssen.
Ein anderes Risiko wirkt in der Gastronomie und Hotellerie viel stärker. Der Regionalbezug. Märkte sind immer begrenzt. In Handel und Industrie werden diese Begrenzungen durch die Technologie immer kleiner; in der Gastronomie oder Hotellerie ist das jedoch nicht möglich. Gästegruppen sind immer aus einer Region (nur wenige fahren über 100 km, um Essen zu gehen) oder haben ein kollektives Bedürfnis (z. B. übernachten in einer Destination), das gestillt werden soll. Je kleiner die Kundengruppe, desto schwieriger wird es, erfolgreiche Spezialisierungen zu finden.
Auf die Gäste, die unsere Produkte nicht wollen müssen, wir verzichten. Je weniger mögliche Kunden vorhanden sind, desto stärker schmerzt dies. Zum Beispiel kann im ländlichen Raum eine „Image“-Spezialisierung mit erweitertem Angebot das bessere Werkzeug sein. Im ländlichen Raum sind Immobilien- und Personalkosten geringer. Die Organisations- (Dienstleistung-), Produktions- und Lagerhaltungskosten steigen, wenn in der Gastronomie oder Hotellerie alle Wünsche aller Gäste zu erfüllen sind. Dies schlägt sich in den Verkaufspreisen nieder.
Wenn der Gast von vorn herein weiß, was er bekommt, was nicht und was er dafür bezahlen muss, ist die Akzeptanz für ein schlankeres Produktangebot eher höher. Den Gästen fallen die Entscheidungen im Restaurant auch leichter. Er/Sie hat sich schon im Voraus für ein bestimmtes Angebot entschieden und ist auf dieses eingerichtet. Wer hat beim Italiener schon Lust auf Hamburger?
Jede/r Unternehmer/in muss selber entscheiden, was er von der Spezialisierung hält, denn der Gegentrend ist die Generalisierung. Doch dazu in einem späteren Eintrag mehr.
Sind diese Gedanken hilfreich?
Wenn ja dann freue ich mich über Kommentare.
Dino F. Riedel
Spezialisierung in der Betriebswirtschaftslehre:
Im Rahmen der Spezialisierung werden die in einem System anfallenden Aufgaben in der Art und Weise (neu) verteilt, dass eine Optimierung der Arbeitsabläufe eintritt.
Quelle: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/spezialisierung.html